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Die 4-Tage-Woche in einer Digitalagentur

/ Journal – Prozess

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Wie wär’s mit 4 Tagen Arbeit, statt 5? Richtig blöd, oder? Wer will schon 3 Tage Wochenende haben..?! Damit du es nicht selber testen musst, haben wir die Bürde auf uns genommen. Wäre ja uncool, wenn du dich mit so etwas herumquälen musst, obwohl du schon am Samstag Abend gar nicht weißt, womit du dein Wochenende füllen sollst ;)

Spaß beiseite. Kommen wir zum Ernst des Lebens:
Die 4-Tage-Woche als Idee und Umsetzung ist nicht neu, dennoch gehen wohl die wenigsten von euch an vier Tagen zur Arbeit, statt an fünf.

Das ganze Konzept ziehen wir mal auf zwei Seiten auf:

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1️⃣ Die Studienlage. *

Island hat seit 2015 in einem großen Experiment die Auswirkungen der 4-Tage-Woche untersucht und konnte feststellen:

  • Die Leistung und Produktivität sind bei der 4-Tage-Woche konstant geblieben.
  • Die Anzahl der Überstunden ist im Vergleich zur 5-Tage-Woche nicht übermäßig angestiegen.
  • Eine Umstellung auf die 4-Tage-Woche ist nicht so aufwändig wie befürchtet.
  • Die Angestellten waren ohne diese 40-Stunden-Woche insgesamt weniger krankgeschrieben.
  • Durch die 4-Tage-Woche nutzten viele Angestellte ihre Freizeit sinnvoll, zum Beispiel mit Sport.

Auch Spanien, Belgien und zukünftig Großbritannien testen die 4-Tage-Woche teils in Forschungsprojekten und teils real und konkret an.

Als Gefahrenpotentiale und Nachteile der 4-Tage-Woche wurden zudem insbesondere falsche Zeitersparnisse (Kürzung von sozialen Interaktionen, statt Arbeitspensa), fehlende Umsetzungsmöglichkeiten bei bestimmten Branchen und fehlende Flexibilität besonders für Start-Ups (s. Konkurrenzdruck) identifiziert.

2️⃣ Unsere Erfahrungen.

Wir probieren die 4-Tage-Woche bereits seit etwa 1 1/2 Monaten aus und haben uns gemeinsam zusammengesetzt, um unsere Erfahrungen zusammenzutragen und auszutauschen. Unsere Pro’s and Con’s haben wir im gemeinschaftlichen Getümmel einmal für euch zusammengetragen:

#Konzentrationssteigerung

Im Allgemeinen ist uns aufgefallen, dass wir deutlich motivierter und konzentrierter an unseren Aufgaben arbeiten. Das könnte durchaus an dem zusätzlichen freien Tag liegen, sodass wir am Wochenende an insgesamt drei vollen Tagen Kraft und Energie tanken können. An den Arbeitstagen motiviert es zusätzlich, dass vier Tage übersichtlicher scheinen als fünf und man dadurch paradoxerweise das Gefühl bekommt, mehr zu schaffen. Und gleichzeitig konnten wir durch unsere Trackingtools durchaus auch eine Produktivitätssteigerung verzeichnen.

#Kreativität

Auch die Kreativität ist subjektiv gestiegen - die sprüht bekanntlich am stärksten, wenn man sie nicht gezielt ansteuert, sprich: an den freien Tagen. An den arbeitsfreien Tagen setzen außerdem kreative Denkprozesse nicht einfach aus, sondern der kreative Geist kann sich ohne den Druck, zeitlich abliefern zu müssen, von ganz alleine frei entfalten. Einigen von uns kamen zündende Ideen auch und zunehmend an freien Tagen.

#Freizeit

Die gewonnene Freizeit on top ist natürlich ein zusätzliches Goldstück für uns gewesen: Ein Tag, an dem man seinen Hobbys, dem Sozialleben und der Entspannung zusätzlich nachgehen kann - das sorgt natürlich für sanfte und gelassene Gemüter! Und wer Psychohygiene betreibt, der ist auf Arbeit nicht nur fitter, sonder fühlt sich auch so. Auch ein zusätzlicher Tag mehr, seine To-Do’s unterzubringen, nimmt einem gleich etwas mehr Druck und wirkt ausgleichend.

Butter bei die Fische: Natürlich ist es ein großer Reiz, einer 4-Tage-Woche schreiend ins Gesicht zu springen vor lauter Euphorie. Gleichzeitig stellt sie uns natürlich auch vor neue Herausforderungen:

#Gewohnheit

Die Herausforderungen bestehen insbesondere aus notwendigen Umstrukturierungen der gewohnten Arbeitsweisen und Terminplanungen. Der Mensch ist eben ein Gewohnheitstier - aber durch Gewohnheitsbrüche schaut man auch wieder genauer und aufmerksamer hin. Das eröffnet neue Türen für Versuche der alternativen Art, die dem Glanz der Moderne etwas näher rücken. Es braucht dennoch natürlich etwas Zeit, bis man sich an solche neuen Strukturen gewöhnt. Deshalb sollte man entsprechend Kapazität zur Eingewöhnung und auch für gemeinsame Reflexionen im Team einräumen.

#Kund*innen

Was man nicht vergessen darf: Auch Kund*innen haben Gewohnheiten und an gängige Praktiken orientierte Erwartungen. Hier heißt es: Vorbereiten bei bestehenden Kund*innen, rechtzeitige Offenlegung der Arbeitsweisen bei potentiellen und noch werdenden Kund*innen und ganz besonders wichtig: Fingerspitzengefühl, Austausch und Offenheit. Potentiale erklären, Ängste aufnehmen und besprechen, Irrtümern mit entsprechenden Argumenten und Fakten entgegenwirken. Die Kund*innen sind meist genauso neugierig wie wir und freuen sich, wenn man sie mit ins Boot holt und offen kommuniziert, was die Arbeitsweise konkret bedeutet. Und spätestens, wenn der oder die Kund*in merkt, dass die Produktivität gleich bleibt oder gar steigt, ist der letzte Zweifel sowieso hinfällig.

#Disziplin/Motivation

Eine 4-Tage-Woche fordert des Weiteren sehr viel Kommunikation und Bereitschaft zur Kompromissfindung. Nicht immer haben alle dieselben Organisationsstrukturen im Kopf und planen gleich. Hier heißt es Erwartungen, Ziele und Hindernisse rechtzeitig kommunizieren. Insbesondere das Setzen von realistischen Zielen, die in einen Zeitrahmen von 4 Tagen hineingeplant werden, erfordert Kompetenz, die man aber spätestens durch erste Erfahrungen erlangt.

Fazit

Was definitiv subjektiv zu merken war: es war schön, drei Tage frei zu haben, da man so motivierter in die neue Woche starten konnte! Und jeder, der schon einmal eine Haus- oder Bachelorarbeit schreiben musste und den plötzlichen Motivations-Schub spürte, der aus nur noch verbleibendem 16h-Zeitpuffer (inklusive Schlafphasen) bestand, weiß: Motivation macht dich zum absoluten "Flash" der Effektivität und Warner Bros. könnte einen neuen Film mit dir drehen.

Wir gehen in jedem Falle weiter auf Tuchfühlung! Habt ihr bereits Erfahrungen sammeln können - und falls ja: was ist eure Meinung?

*Obacht: stark vereinfacht und gekürzt

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